Dr. Manfred Wiltschnigg und Marco Kohla von GalCap sprachen mit dpn über den langfristigen Ausblick für Wohn- und Gewerbeimmobilien in der Region.
Die Corona-Krise geht am europäischen Immobilienmarkt nicht spurlos vorbei, Wucht und Zeitpunkt des Rücksetzers verliefen allerdings je nach Region unterschiedlich. “Der Lockdown hat in Österreich früher eingesetzt. Erste gravierende Maßnahmen wie die Schließung von Restaurants wurden hier ein paar Wochen früher eingeführt als in Deutschland”, erläutert Marco Kohla, Geschäftsführer beim Immobilien-Investmentmanager GalCap. Allerdings wurde der Lockdown auch sehr viel früher beendet.
Mit einer Schließung der Grenzen hätte damals niemand gerechnet. Diese Maßnahmen sind extrem, zeigen aber, wie wichtig eine lokale Vertretung in den jeweiligen Märkten ist, so die Überzeugung von Dr. Manfred Wiltschnigg, ebenfalls Geschäftsführer bei GalCap. “In dieser Situation kam uns unser Standort in Wien zugute, aber auch unser Netzwerk mit lokalen Partnern in Osteuropa, die vor Ort waren und die Sprache sprechen”, so Wiltschnigg. Das Unternehmen hat sich auf die Immobilienmärkte Österreich und Mittel- sowie Osteuropa spezialisiert. Für bisher ausschließlich deutsche institutionelle Investoren realisiert das 2015 gegründete Unternehmen Projekte in der Region.
Wie der deutsche Markt ist auch der österreichische Markt seit dem Lockdown zweigeteilt. Wohnimmobilien laufen nahezu genauso gut wie noch zu Anfang des Jahres. Sowohl Kaufpreisniveau als auch Mieten sind fast unverändert. Transaktionen finden nach einer kurzen Schockphase wieder im gewohnten Maß statt.
Anders sieht es aus im Bereich der Gewerbeimmobilien. Abschlüsse werden nur zögerlich realisiert, die Angst vor einer zweiten Welle verunsichert viele Anleger, so Kohla. Besonders schlimm getroffen waren etwa Stadthotels – insbesondere für eine Geschäfts- und Touristenhochburg wie Wien ein harter Schlag. “Die Nachfrage ist aktuell zurückgegangen”, resümiert Kohla.
Nachfragerückgang bietet Opportunitäten
Allerdings bietet die Krise auch Kaufgelegenheiten. So hat GalCap mitten im Lockdown eine Transaktion in Budapest finalisiert – und konnte einen gewissen “Corona-Discount” realisieren. Denn wichtig ist für das Unternehmen die langfristige Perspektive. “Gute, zentrale, innenstädtische Lagen gibt es in Budapest nicht viele am Markt”, betont Wiltschnigg und ergänzt: “Für uns ist die Wiedervermietbarkeit entscheidend.”
Opportunitäten sieht GalCap in der mittel- und osteuropäischen Region aufgrund des großen wirtschaftlichen Aufholpotenzials nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Der Rücksetzer ist temporär – Frage ist nur, wann die Erholung wiedereinsetzt, so die Überzeugung. Für langfristig orientierte Anleger dürfte der Zeitraum von ein paar Jahren aber nicht ins Gewicht fallen. Die Absicherung vor Schwankungen wie sie etwa an den Aktienmärkten zu sehen waren seien aktuell sogar gefragt.
Renditen bei 7 bis 8 Prozent
Die erzielten Renditen beziffert GalCap mit 7 bis 8 Prozent allein aus Mieteinnahmen. Werden die nicht realisierten Wertgewinne der Objekte berücksichtigt, liegt der Return on Investment sogar im zweistelligen Bereich.
GalCap wurde 2015 gegründet. Die Österreicher haben sich darauf konzentriert, Transaktionen im Bereich zwischen 10 und 50 Millionen Euro in der Region umzusetzen. Damit liegen sie unter den Investitionssummen großer Asset Manager. “Wir realisieren überwiegend kleinere Deals als renditestarke Ergänzung des Portfolios eines deutschen institutionellen Investors”, fasst Kohla das Geschäftsmodell zusammen.
(von Antje Schiffler)
Quelle: dpn (Online), 07.08.2020.